Der ein oder andere ist bestimmt schon über die Frage gestolpert, ob der Heilige Geist eine Person oder eine Kraft ist. Eine Person der dreieinigen Gottheit oder die wirksame Kraft Gottes?

Im Folgenden sollen beide Positionen ihre Argumente vorbringen und zum Schluss ein biblisch fundiertes Fazit gezogen werden. 

Argumente beider Positionen

Argumente für die Aussage, der Heilige Geist sei die wirksame Kraft Gottes:

Bibelverse die hierfür angeführt werden, sind solche:

Micha 3,8 Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geist des HERRN, mit Recht und Stärke, um Jakob seine Übertretung zu verkünden und Israel seine Sünde.

Lukas 1,35 Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Apg 1,8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!  

Lukas 1,41 Und es geschah, als Elisabeth den Gruß der Maria hörte, da hüpfte das Kind in ihrem Leib; und Elisabeth wurde mit Heiligem Geist erfüllt

Zeugen Jehovas sagen hier, man könne nicht mit einer Person erfüllt werden.

Matthäus 3,11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, sodass ich nicht würdig bin, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit Heiligem Geist und Feuer taufen.

Zeugen Jehovas sind der Ansicht, man könne nicht mit einer Person getauft werden.

Apostelgeschichte 10,38 wie Gott Jesus von Nazareth mit Heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, und wie dieser umherzog und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm.

Zeugen Jehovas halten es nicht für möglich mit einer Person gesalbt zu werden.

Lukas 11,20 Wenn ich aber die Dämonen durch den Finger Gottes austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen!

Aus der Parallelstelle in Matthäus 12 wird ersichtlich, dass mit dem Finger der H.G. gemeint ist. Zeugen Jehovas argumentieren, dass der Finger genutzt wird um etwas zu tun, aber nicht selbst die Person ist.

Soviel zu den Argumenten dafür, dass der Heilige Geist die wirksame Kraft Gottes sei.

Argumente für die Aussage, der Heilige Geist sei eine Person:

Welche Eigenschaften kennzeichnen eine Person? 

• Sie hat einen Willen
• Sie hat Gefühle
• Sie kann selbständig Denken und Handeln
• Sie kann sprechen

Finden wir diese Eigenschaften in der Bibel, in Bezug auf den Heiligen Geist?

1.Korinther 12,11 Dies alles aber wirkt ein und derselbe Geist, der jedem persönlich zuteilt, wie er will.  

Epheser 4,30 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid für den Tag der Erlösung! 

1.Korinther 2,10 Uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.

Apostelgeschichte 16,6 Als sie aber Phrygien und das Gebiet Galatiens durchzogen, wurde ihnen vom Heiligen Geist gewehrt, das Wort in [der Provinz] Asia zu verkündigen.

7 Als sie nach Mysien kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es ihnen nicht zu.

Apostelgeschichte 5,3 Petrus aber sprach: Ananias, warum hat der Satan dein Herz erfüllt, sodass du den Heiligen Geist belogen hast und von dem Erlös des Gutes etwas für dich auf die Seite geschafft hast?  

Apostelgeschichte 8,29 Da sprach der Geist zu Philippus: Tritt hinzu und halte dich zu diesem Wagen!  

Der Heilige Geist hat einen Willen, kann betrübt werden, erforschen - also auch denken -, er kann verhindern und beauftragen, sprechen und belogen werden. All das trifft nicht auf eine Kraft zu, sondern nur auf eine Person.

Das gr. Wort für "Geist" ist grammatikalisch neutral, von daher wäre ein neutrales Pronomen grammatikalisch richtig. Jedoch wird in der Bibel nicht das neutrale Pronomen "es" verwendet, sondern das männliche Pronomen "er".

Die einzige Erklärung für diese theoretisch grammatikalisch falsche Formulierung ist, dass gezeigt werden soll, dass der Heilige Geist eine Person ist.

Wenn man die Argumentation von manchen Zeugen Jehovas liest, könnte man den Eindruck bekommen die Verse zur Person des Heiligen Geistes seien deutlich in der Minderheit. Wenn man jedoch die Bibel diesbezüglich durchsucht, bekommt man ein gegenteiliges Ergebnis. Ich habe in der folgenden Tabelle alle Verse aufgeführt, die man für den H.G. als Kraft anführen könnte und von denen, die Ihn als Person beschreiben, nur die 37 eindeutigsten:

Die eindeutigen Verse zur Person des Heiligen Geistes sind deutlich in der Überzahl.  Die wenigen Verse, welche für Ihn als Kraft angeführt werden könnten, schließen die Person des Heiligen Geistes keineswegs aus:

Micha 3,8 Ich aber bin erfüllt mit Kraft, mit dem Geist des HERRN, mit Recht und Stärke, um Jakob seine Übertretung zu verkünden und Israel seine Sünde.

Lukas 1,35 Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.

Apg 1,8 sondern ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist, und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde!  

Apostelgeschichte 10,38 wie Gott Jesus von Nazareth mit Heiligem Geist und Kraft gesalbt hat, und wie dieser umherzog und Gutes tat und alle heilte, die vom Teufel überwältigt waren; denn Gott war mit ihm.

Diese Verse zeigen eindeutig, dass der Heilige Geist Kraft hat, aber keinesfalls, dass Er keine Person ist.

Hebräer 2,4 wobei Gott sein Zeugnis dazu gab mit Zeichen und Wundern und mancherlei Kraftwirkungen und Austeilungen des Heiligen Geistes nach seinem Willen.

Wenn man möchte, könnte man den Heiligen Geist hier auf die unpersönliche Ebene beschränken. Das wäre jedoch eine voreingenommene Deutung. An sich schließt auch dieser Vers die Person des H.G. nicht aus und wenn man den Kontext zu den erwähnten eindeutigen Versen beachtet, muss man zu dem Schluss kommen, dass der H.G als Person diese Kraftwirkungen wirkt.

1.Thessalonicher 1,5 denn unser Evangelium ist nicht nur im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewissheit, so wie ihr ja auch wisst, wie wir unter euch gewesen sind um euretwillen.

Römer 15,13 Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und mit Frieden im Glauben, dass ihr überströmt in der Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes!

Ich habe diese zwei Verse noch mit aufgeführt, da dort der H.G. und Kraft im gleichen Kontext genannt werden und man sie mit viel Voreingenommenheit vielleicht auf den Geist als unpersönliche Kraft beschränken könnte. Unvoreingenommen betrachtet, ist es aber offensichtlich, dass diese Verse den H.G. nicht nur als Kraft bezeichnen.

Zu einigen Einwänden der Zeugen Jehovas:

Man könne nicht mit einer Person erfüllt werden: Hier wird zu menschlich gedacht. Der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Blut, sondern ist eben Geist - also nicht materiell. Als solcher kann er auch in Menschen sein und sie somit "erfüllen". Wie auch der menschliche Geist in unserem Körper ist oder Dämonen in Menschen sein können.

So wird auch in Hesekiel 3,24 + 11,5 beschrieben, wie der Heilige Geist in Hesekiel kommt / auf ihn fällt und anschließend zu ihm spricht.

Man könne nicht mit einer Person getauft werden: Auch hier wird zu menschlich gedacht. Die Taufe mit dem Heiligen Geist ist nicht das Gleiche, wie die Taufe mit Wasser. Bei der Wassertaufe tauchen wir in dem entsprechenden Medium (hier Wasser) unter.

Im Heiligen Geist tauchen wir nicht unter. Die Taufe steht hier für das erfüllt werden mit dem Heiligen Geist - und das geht, wie bereits gezeigt.

Man könne nicht mit einer Person gesalbt werden: Auch hier ist mit "salben" nicht das Gleiche gemeint, wie wenn ein König mit Öl gesalbt wurde. Wie auch bei der Taufe mit dem H.G. steht eine bei den Menschen bekannte Handlung bildlich für das Empfangen des Heiligen Geistes. - In dem Fall die besondere Auszeichnung als Kinder Gottes durch das Empfangen des H.G. Wie auch das Salben mit Öl einen neuen König als solchen auszeichnete.

Der Finger sei keine Person: Da der H.G. nicht wirklich ein Finger ist, sollte klar sein, dass diese Stelle bildlich zu verstehen ist. In dem Fall kann auch eine Person als Werkzeug oder eben Finger bezeichnet werden.

In Jesaja 53,1 wird der Messias als Arm des Herrn bezeichnet. Nach dieser Logik dürfte der Messias also auch keine Person sein - was offensichtlich falsch ist. Wir Christen werden in den Briefen als Leib und Glieder Christi bezeichnet - trotzdem sind wir Personen.

Manchmal wird eingewendet, es sei in der Bibel nichts Ungewöhnliches, dass unpersönliche Dinge personifiziert werden.

Es stimmt, dass dies vorkommt. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen etwa der personifizierten Weisheit in den Sprüchen und dem Heiligen Geist. Die Weisheit ist ohne jeden Zweifel keine Person und in den Sprüchen ist es nicht ungewöhnlich, dass in bildlicher Sprache gesprochen wird. Der Heilige Geist ist keines falls ohne Zweifel keine Person. Die Personifizierung des H.G. geht weiter, als die der Weisheit. Die Weisheit wird nicht belogen, gibt keine Aufträge und verhindert nicht. Mit der selben Logik könnte man auch die Person des Satans leugnen.

Der Heilige Geist wird in der Bibel als Person beschrieben, weil er eben eine Person ist. So wird auch in Sach. 4 die Person des H.G. klar von der unpersönlichen Kraft unterschieden:

Sacharja 4,6 Da antwortete er und sprach zu mir: Das ist das Wort des HERRN an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist!, spricht der HERR der Heerscharen.  

Fazit

Ein gründliches Bibelstudium führt zu dem Ergebnis, dass der Heilige Geist eine Person ist.

Natürlich hat der Heilige Geist Kraft und wirkt kraftvoll, aber er ist nicht diese Kraft, sondern hat sie als Geist Gottes. Ein unvoreingenommenes und objektives Lesen der Heiligen Schrift führt unweigerlich zu der Erkenntnis, dass der Heilige Geist eine Person der dreieinigen Gottheit ist.

Er wird nicht nur als Person beschrieben, sondern auch an mindestens einer Stelle klar von der unpersönlichen Kraft abgegrenzt. Nur Voreingenommenheit und einseitiges Lesen können zu einem anderen Ergebnis führen.